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08.12.2020

Cano Singen: Der vorerst letzte Shopping-Center-Neubau

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Mit dem Cano in Singen eröffnet die ECE ihr vorerst letztes Shopping-Neubauprojekt. Nils Hoffmann, ECE Senior Leasing Manager, verrät im Interview, auf welche neuen Shop-Konzepte sich die 50.000-Einwohner-Stadt in der Bodenseeregion freuen darf. Warum die Schweizer so gerne zum Einkaufen über die Grenze kommen und wie Corona die Vermietung auf den letzten Metern erschwert hat.

Cano Singen Geschäfte : Diese Shop-Konzepte gibt es

Es ist uns gelungen, viele neue Namen nach Singen zu holen – insbesondere im Modebereich. Dazu gehören Tommy Hilfiger, Marc O‘Polo, Gant, Guess, aber auch ein moderner Sneaker-Anbieter wie Snipes. Mit Dean & David und „Hans im Glück“ haben wir zudem im Gastronomiebereich Marken mit Format bekommen. Ein starker Fokus liegt natürlich wieder auf lokalen Händlern. So haben wir uns dieses Mal ganz bewusst nicht für Douglas entschieden, sondern für die Parfümerie Gradmann, die eine echte lokale Größe ist. Ergänzend zu Snipes konnten wir Comix für das Cano gewinnen, ein spannendes, junges Sneaker-Konzept. Alexander Heitz ist ein ganz großartiger Anbieter im Bereich Taschen und Lederwaren mit extrem hochwertigem und modernem Auftritt. Und mit Pano präsentiert sich ein sehr beliebtes und erfolgreiches Café aus der Region im Center. Also kurzum: Wir konnten viele attraktive lokale und regionale Partner für das Cano begeistern und haben zusammen mit den international bekannten Marken eine perfekte Mischung hinbekommen.

Kaufkraftstarkes Schweizer Publikum erreicht

War es schwer, große Filialisten nach Singen zu locken?

So viele Große brauchten wir hier gar nicht. H&M ist schon in der Fußgängerzone vertreten – genauso wie TK Maxx, C&A, New Yorker und Mango. Wir haben stattdessen viele neue Formate geschaffen. So suchte zum Beispiel ein Edeka, der bisher deutlich zu klein war, händeringend nach einer Erweiterung. Er präsentiert sich jetzt sehr wertig bei uns im Cano mit einem starken Fokus auf das kaufkraftstarke Schweizer Publikum. Also mit hochwertiger Weinabteilung, hochwertigem Frischfleisch und Fisch. Auch die Drogerie Müller wird sich bei uns mit einem Kleinkaufhaus auf zwei Etagen massiv erweitern. Ein weiteres Highlight als Großmieter ist aus meiner Sicht Decathlon – die einzige Filiale weit und breit. Der wird riesig ziehen  und toll funktionieren. Außerdem haben wir noch einen großen Kult ins Center gebracht. Und eine sehr starke Food-Kompetenz.

Welche Rolle spielen die Schweizer Besucher?

Der nächstgelegene Grenzübergang Tayngen ist nur wenige Kilometer entfernt. Für den grenzüberschreitenden Handelsverkehr ist dieser Übergang der zweitstärkste nach Basel. Von daher ist die Nähe zur Schweiz hochgradig entscheidend. Vor allem aber hat Singen eine sensationelle Zentralität von knapp 190. Das ist ein wahnsinniger Wert! Von Zürich sind es nur ungefähr 40 Minuten mit dem Auto.

Ist es für die Schweizer besonders attraktiv, hier einzukaufen?

Generell ist für die Schweizer der Einkauf in Deutschland deutlich günstiger, insbesondere Bekleidung und vor allem Parfümerie- und Drogerieartikel. Ebenso Lebensmittel, hochwertiges Fleisch sowie hochwertige Weine. Das Einkommen in der Schweiz ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Aber nicht nur der Preis ist für die Schweizer günstig. Sie profitieren zusätzlich auch maßgeblich von der Steuererstattung.

Strategischer Knotenpunkt: Initialzündung für die Stadtentwicklung

Was zeichnet Singen als Standort noch aus?

Es gibt viele Aspekte. Zum einen aus Entwicklersicht: Wenn wir so ein Projekt entwickeln, dann wollen wir es die nächsten 30 bis 40 Jahre nachhaltig im Bestand halten und managen. Das heißt, wir schauen: Wo ist der beste Standort in der Stadt? Den haben wir in Singen zweifelsohne bekommen. Wir liegen direkt gegenüber vom Bahnhof, der gerade komplett neugestaltet wird. Der neue Busbahnhof liegt direkt vor der Tür. Und auch mit dem Auto ist das Cano bestens zu erreichen. Als einzige Stadt im Bodenseeraum verfügt Singen über eine hervorragende Autobahnanbindung. 

Ein weiterer wichtiger Standortvorteil: In der Stadt befinden sich viele große Arbeitgeber wie beispielsweise Maggi oder Takeda, ein großer japanischer Pharmakonzern, der gerade erweitert. Die Alu- und Stahlindustrie ist in Singen ansässig. Außerdem viele Zulieferer und Dienstleister. Legendär ist auch die Singener Automeile. Also kurzum – Singen ist die große Industriestadt in der Region.

Welche Impulse setzt das neue Cano?

Mit dem Cano-Center haben wir einen attraktiven Marktplatz im Stadtzentrum geschaffen. Man merkt jetzt schon, welche Initialzündung das Shopping-Center für die Stadt gegeben hat. Nicht nur die Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes oder der Fußgängerzone. Das Cano wird insgesamt noch einmal die ganze Stadt massiv aufwerten und in ein anderes Licht stellen. Die ganze Fußgängerzone wird neu dargestellt und aufgewertet. Neue Begrünung, neue Steinbeläge. Da passiert jetzt was. Natürlich gibt es auch immer ein bisschen die regionale Rivalität mit Konstanz. Konstanz hat Charme und Flair, Altbaustruktur und die Lage am See. Singen kann dagegen mit seiner deutlich besseren Erreichbarkeit punkten und war immer schon die große Einkaufsstadt. 

Stabile Handelsplattform in Corona-Zeiten

Was macht die ECE für Mieter attraktiv?

Wir bieten eine stabile Handelsplattform. Das ist in diesen schwierigen Zeiten wichtiger denn je. Wir bieten viele Synergien für die Handelspartner. Unser Leasing-Management  schaut, welche Sortimente wirklich gut zusammenpassen, welche Sortimente harmonieren. Das gibt es nach wie vor in den Handels- oder Straßenlagen nicht. Im Gegenteil: Von Maklern oder Eigentümern höre ich immer wieder, dass es dort häufig zu immensen Streitigkeiten kommt. Das ist bei uns anders: Wir schauen, dass wir einen guten Branchenmix innerhalb eines Shopping-Centers hinbekommen. Wir haben ein gut geführtes Management, das zum Beispiel auch in der jetzigen Zeit bei behördlichen Auflagen den Mietern hilft und sie unterstützt. Wichtig ist auch, dass wir nach außen als Einheit agieren. Das heißt: Wenn sich der Kunde entschließt, in die Stadt oder in unser Center zu kommen, dann erhält er auch das volle Angebot. Auch das ist unsere Stärke.

Welche Rolle spielt im Augenblick Corona bei der Vermietung?

Es gibt natürlich viel Verunsicherung, wie sich das Corona-Thema  entwickelt. Wie sich die Umsätze und Frequenzen entwickeln werden. Das sind Themen, die für viel Verunsicherung sorgen. Auf der anderen Seite wissen die Handelspartner, dass sie mit uns eine solide Basis haben. Sie wissen, dass wir ein verlässlicher und guter Partner sind. Was uns eher getroffen hat: Viele Firmen haben für dieses Jahr einen kompletten Expansionsstopp verhängt und auch keine Budgets mehr für neue Standorte freigegeben. Das war in der Tat ein zähes Ringen. Da mussten wir uns Wege überlegen, wie wir trotzdem noch gemeinsam zum Ziel kommen. Das war viel herausfordernder als zu normalen Zeiten. Am Ende sind wir beispielsweise sehr froh, mit Görtz noch ein Familienschuhhaus für das Cano gewonnen zu haben. Anders sieht es im Bereich Sneaker aus. Dort explodieren die Umsätze nach wie vor. Man merkt die Trendwende: Selbst zum Anzug ist es heute völlig konform, Sneaker zu tragen. Insgesamt ist der Casual-Trend auf dem Vormarsch, gerade in Zeiten von Home-Office.

Lokale Händler emotional gewinnen

Was ist dein persönliches Highlight bei der Cano-Vermietung?

Am meisten hat mich tatsächlich gefreut, wenn es geglückt ist, regionale Händler, die zunächst Gegner des Centers waren, für das Cano zu begeistern und mit ihnen auch zu einem Abschluss zu kommen. Das war für mich auch immer eine persönliche Herausforderung. Filialisten sind da eher von Zahlen und rational getrieben. Dagegen kann man einen regionalen Händler, der die Region wie seine Westentasche kennt und alle Verbindungen und Netzwerke vor Ort hat, nur emotional gewinnen. Das waren für mich immer die schönsten Abschlüsse und Erfolge.

Das Cano ist der vorerst letzte Shopping-Center-Neubau der ECE. Wie ist da das persönliche Befinden?

Auf der einen Seite natürlich ein bisschen Wehmut und auch Trauer. Ich habe es immer geliebt, die Projekte wie eigene Babys wachsen zu sehen und permanent weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite ist es logisch und nachvollziehbar. Es ist einfach die aktuelle Marktentwicklung. Ich glaube, es tun sich in Zukunft auch viele spannende Felder für Übernahmen und Revitalisierungen auf. Wir stehen in den kommenden Jahren auch im Bestand hochgradigen Herausforderungen gegenüber. Eines ist sicher: Handel ist Wandel – dieses Motto trifft mehr denn je zu. Es wird in unserem Job immer spannend bleiben. Man ist permanent dynamisch im Markt unterwegs und muss sich mit entsprechenden Veränderungen beschäftigen. Und das wird sich definitiv nicht ändern.

Nils Hoffmann

Nils Hoffmann ist studierter Immobilienökonom und Betriebswirt. Seit 2002 arbeitet er im Bereich Vermietung bei der ECE. Als Vermietungsmanager war er in drei unterschiedlichen Regionalbereichen für die unterschiedlichsten Bestands-. Refurbishment- und Neubau-Projekte tätig. Aktuell verantwortet er das Geschäftshaus LÖ in Lörrach als Neubau sowie das Cano in Singen.