05.12.2022
Kategorien
Gewerbliche Sachversicherungen, zum Beispiel Gebäudeversicherungen, werden teurer: Durch Klimagefahren, Überschwemmungen oder Schäden durch Leitungswasser haben Versicherungsgesellschaften in den letzten Jahren vielfach tiefrote Zahlen geschrieben. Vor diesem Hintergrund und bei einer gleichzeitig verknappten Angebotssituation erleben Gewerbesachversicherungen eine regelrechte Prämienexplosion. Die ECE begegnet dieser angespannten Marktsituation mit IoT-Lösungen und einem ganzheitlichen Risikomanagement. Ein zunehmend wichtiger Einflussfaktor ist auch das Thema Nachhaltigkeit – nicht zuletzt beschleunigt durch die EU-Taxonomie und die ESG-Kriterien.
„Ylenia“, „Zeynep“, „Antonia“ – das Sturmtrio dieses Februars deutet es an: Auch 2022 könnte erneut ein weiteres Jahr der Großschäden aus Naturkatastrophen werden. Schon 2021 wurde für die Versicherungsgesellschaften in dem besonders umkämpften Bereich der gewerblichen Sachversicherungen zu einem teuren Schadensjahr.
So brachte das Sturmtief „Bernd“ im Sommer 2021 verheerende Überschwemmungen und verursachte zusammen mit anderen Unwetterfolgen europaweit Schäden in Höhe von insgesamt 46 Mrd. Euro – davon allein 33 Mrd. Euro in Deutschland. 11 Mrd. Euro der europaweiten Schäden waren versichert – davon 8,2 Mrd. Euro in Deutschland.
In den USA wütete im Spätsommer 2021 unter anderem der Hurricane „Ida“ mit Schäden in Höhe von 65 Mrd. US-Dollar, von denen 36 Mrd. US-Dollar versichert waren. Diese verheerende Schadensbilanz hat auch die heimische Versicherungswirtschaft erneut getroffen. Insgesamt war 2021 für die Sachversicherer das zweitteuerste Jahr ihrer Geschichte.
Was sind vor diesem Hintergrund Möglichkeiten, um teure Versicherungsprämien für gewerbliche Sachversicherungen zu vermeiden?
Kein Wunder also, dass die Versicherer im Zuge ihrer Sanierungsbestrebungen weiterhin versuchen werden, die Prämien zu erhöhen – zumal auch die Rückversicherer ihrerseits die Prämien angezogen haben. Diese Entwicklungen führen am Markt zu einer fundamentalen Neupositionierung der Versicherer. So forderte zum Beispiel Joachim Müller, CEO der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), auf der französischen Risikomanager-Konferenz AMRAE Anfang Februar 2022 von den Versicherungsnehmern mehr „Skin in the Game“, also mehr Eigenrisikoübernahme – entweder durch Selbstbehalte oder durch Captives.
Die Frage für Versicherungsnehmer lautet: Was können sie selbst schultern, was sollte versichert werden? Vor diesem Hintergrund bemühen sich beispielsweise viele Versicherungsnehmer um das Thema Captives. Eine Captive ist eine firmeneigene Versicherungsgesellschaft, die versicherungstechnische Risiken aus der Konzernfamilie versichert und dem Unternehmen vollständig gehört.
Es gibt verschiedene Captive-Ansätze: So kann man sich etwa in eine bestehende Captive einmieten und das Risiko bündeln und selbst kapitalisieren. Eine andere Variante: Eine Captive von Grund auf selbst aufbauen. Hierzu bedarf es allerdings einer gewissen Masse und Größe.
In der aktuellen Hartmarktphase ermöglicht eine Captive einem Unternehmen, Risiken weiterhin zu versichern und ausreichende Versicherungskapazitäten zur Verfügung zu stellen. Dies ist auch gegenüber finanzierenden Banken wichtig, die von einem kontinuierlichen Versicherungsschutz ausgehen. Deshalb sind Captives nicht nur eine Modeerscheinung, sondern vielmehr ein wichtiges strategisches Thema.
Für die Frage des kontinuierlichen Versicherungsschutzes ist in jedem Fall ein ganzheitlicher Risikomanagementansatz bedeutsam. Wird dieser begleitet von neuartigen Lösungskonzepten zur Risikominimierung, wie z.B. dem Einsatz von intelligenten Frühwarnsystemen, begünstigt dies – gerade in Hartmarktphasen – umso entscheidender die Frage der Versicherbarkeit zu angemessenen Konditionen.
So testet die ECE in einem Pilotprojekt gemeinsam mit ihrem führenden Erstversicherer Chubb und dem weltgrößten Rückversicherer Munich RE, wie mithilfe von IoT-Sensoren Wasserschäden in Shopping-Centern vorhergesagt und vermieden werden können. Dieser beispielgebende IoT-Ansatz soll im nächsten Jahr von bisher zwei auf fünf Einkaufszentren erweitert werden (siehe auch Blog „Wasserschäden in Immobilien mit IoT-Sensoren vermeiden“).
Mit einem IoT-Ansatz lässt sich das Risiko in Bezug auf Leitungswasserschäden gut steuern. In diesem Bereich können gemeinsam mit dem Versicherer präventive Maßnahmen ergriffen werden. Bei Naturgewalten ist das in dieser Weise nicht möglich. Hier geht es vor allem auch um die wachsenden Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt.
In diesem Bereich müssen alle Akteure zusammenarbeiten, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und die schlimmsten Szenarien für unseren Planeten zu verhindern. Es geht um ein Risikomanagement, das auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Das Thema ESG (Environment Social Governance) gewinnt deshalb auch in der Versicherungsbranche immer mehr an Bedeutung.
Unternehmen, die sich bereits seit vielen Jahren intensiv um Nachhaltigkeit im Sinne von ESG kümmern, haben inzwischen wertvolles Know-how in diesem Bereich aufgebaut. So bildet bei der ECE die Nachhaltigkeitsstrategie das Fundament für alle auf die Zukunft ausgerichteten Aktivitäten der Gruppe. Die Nachhaltigkeitsstrategie wird stetig weiterentwickelt. Frische Impulse von außen liefert zudem das mit externen Experten besetzte ESG-Board – bei seiner Gründung 2011 das erste seiner Art in der Immobilienwirtschaft.
Viele Daten, die für die EU-Taxonomie-Bestimmungen und für die ESG-Kriterien relevant sind, spielen auch für den Versicherer eine wichtige Rolle. Das betrifft im Bereich der Taxonomie-Bestimmungen beispielsweise die sogenannten Extended-Coverage-Gefahren im Bereich der Elementar-/Naturgefahrendeckung.
Das Thema ESG treibt die Versicherungswirtschaft aber noch weiter. Versicherer wollen ihr Geschäft zukünftig nachhaltiger gestalten und selektieren: einerseits ihr eigenes Portfolio nach Branchen unter Nachhaltigkeitsaspekten. Anderseits möchten sie aber auch selbst mehr Nachhaltigkeit in ihren Versicherungsprodukten abbilden. Um hohe Prämien zu vermeiden, ist es daher für den Versicherungsnehmer umso wichtiger zu klären, welche Maßnahmen aus den bekannten Risiken abzuleiten sind.
Im Ergebnis kommt es essenziell auf das gegenseitige Vertrauensverhältnis an. So lassen sich die Herausforderungen der Zukunft in enger Partnerschaft von Versicherungsnehmern und Versicherern mit einem ganzheitlichen Risikomanagement und einem innovativen IoT-Ansatz managen.